Romans 10

Text: Römer 9,30-10,4 Der Apostel zeigt 4) wie GOtt die Heiden durch den Glauben zur Gerechtigkeit bringe, deren die Juden durch den Unglauben verfehlen, und über dem vergeblichen Aufrichten ihrer eigenen Gerechtigkeit sich so am Glaubens =Weg stoßen. Aus diesem und allem im zehnten Kapitel weiter Folgenden sieht man, daß wirklich die scharfen Ausdrücke im Vorhergehenden neunten Kapitel nur zur Brechung des Trotzes in unserer Natur gemeint sind, der weg zur Gnade aber nach GOttes Vorsatz doch Allen offen steht. Aber vom eigenen Ruhm aus den Werken, und allen Prätensionen an GOtt muß man abstehen, sonst gibt es lauter Verstoß, und oft am meisten bei denn, die sich beim Laufen am meisten angreifen. Das Neue Testament und der Vorhalt des Glaubens darin ist ja doch dem jüdischen Volk nicht zu schnell und plötzlich gekommen, daß sei sich nicht hätten fassen können, sondern es war ja schon mit ihrer ganzen vorigen Anstalt unter dem Gesetz auf nichts Anderes abgesehen, als sie zum Glauben vorzubereiten, und sie zu Christus, als dem Ende des Gesetzes, zu leiten. Bei nichts kann sich der Mensch so schmücken, als bei dem Eifer, seine Gerechtigkeit aufzurichten. Da kann man sich oft selbst mit GOttes Namen bedecken, und unter dessen Vorwand sich doch des Heilandes GOttes erwehren. Das war kein geringer Teil vom Leiden JEsu, sonderlich in des Hohenpriesters Palast, der Ihn, aus Eifer um GOtt, bei dem lebendigen GOtt beschworen hat, und doch die Wahrheit GOttes bei sich in Ungerechtigkeit aufgehalten hat. In solchen unreinen Gewissen gibt es die größte Verwirrung. GOttes Recht an sie, und wie sie sich vor der Offenbarung seines Zorns vom Himmel zu fürchten Ursache hätten, und wie froh sie dabei sein sollten, daß sie unter die - im Evangelium verkündigte und auf Retten aus der Sünde eingerichtete Gerechtigkeit fliehen könnten, davon erkennen sie Eines so wenig als das Andere. Mithin, wenn sie schon GOtt zum Vorwand nehmen, so eifern sie doch mehr um das Eigene, das sie aus Unwissenheit für zulänglich halten; und wobei das Aufrichten ihrem Hochmut und Eigendünkel schmeichelt. Aufrichten gefällt eben dem Menschen besser als untertan sein; und es war doch mit dem Gesetz vom Anfang nie darauf angesehen, daß der Mensch dadurch zur Gerechtigkeit und Leben kommen sollte; sondern daß ein Verlangen nach der Gnade erweckt, und sie zum Glauben an Christum geleitet würden. Sobald nun Jemand zu Christo flieht, so sieht er mit dem Gesetz hinaus und kommt zum Ende. Wie er es sonst angreift, wird er bei hunderterlei Veränderungen nie fertig. Wer nun so das Aufrichten seiner eigenen Gerechtigkeit aufgibt, und sich hinter Christum stellt, der ist gerecht, so daß ihm auch das Gesetz Ruhe läßt. Text: Römer 10,5-21 Der Apostel zeigt 5) wie dieser zur Seligkeit angewiesene Glaubens = Weg so leicht, für alle Menschen brauchbar, und ihnen so nahe gebracht sei. Zum Aufrichten ihrer eigenen Gerechtigkeit wollten sie wohl einen Vorwand von Mose und seinem Sagen nehmen: Welcher Mensch das tut, der wird darin leben. Aber Moses hat nicht gesagt, daß es Jemand von uns tun könne. Vielmehr hat Moses selbst schon viele auf die Gerechtigkeit aus dem Glauben leitende Aussprüche getan, wie der Apostel einen dergleichen anführt. Ein Mensch, der das, was er im Gesetz sucht, nicht aufbringen kann, und das, was ihm im Evangelium so nahe wäre, nicht sieht, muß zuletzt auf so schwierige Gedanken kommen, wie wenn in der Höhe und in der Tiefe mit allem angewandten Ernst, nichts auszurichten wäre, wobei man Ruhe für seine Seele fände. Der Unglaube wäre froh, wenn er die Schuld auf GOtt schiebe und vorgeben könnte, er wolle zwar, aber GOtt mache es einem zu schwer. Der Glaube hingegen ist froh, wenn er GOtt die Ehre geben und sagen kann, daß er ihm in Christo Alles nahe gebracht, und ihm einen brauchbaren Weg geöffnet habe. Zu Moses, zu Christi und zu allen Zeiten ist das ein Geschäft des Unglaubens, daß man sich das wieder vom herzen weg in die ferne spielen will, was GOtt nahe bringt. Der Mensch geht lieber in Weitläufigkeiten ein, als in das gute Vertrauen durch Christum zu GOtt. O! wer sich mit Glauben in den Tod und die Auferstehung Christi hinein legen lernt, und auf diesen Namen sich zu berufen anfängt, was für Hilfe aus der Sünde, welche Gerechtigkeit und Freiheit vor dem zu Schanden werden, welche Fülle von Heil wird er finden. Das Höchste aber wird immer durch die niedrigsten Mittel nahe gebracht, damit der Geringe aus dem Staube aufgerichtet, der Hohe aber unter die niedrigen Mittel gedemütigt werde. - Daß GOtt aber mit seiner Offenbarung und seinem Beruf sich nicht an die Juden allein halten werde, davon hat es schon in Mose und den Propheten Spuren genug gegeben. Moses hat ihnen schon so ein Lied aufzuheben gegeben, darin auf das gedeutet war, wie GOtt gegen die Trägheit zum Glauben sie über einem anderen Volk wieder zum Eifer reizen wolle, wie es aber auch bei Vielen über der Mißgunst, womit sie den Fortgang des Evangeliums ansehen, zu einem sündlichen Zorn ausschlagen werde. Und da sich bis in die Zeiten Jesajas hinein des jüdischen Volkes Undank und Widerspruchs = Geist noch viel weiter gezeigt hat, so ging auch dieser Knecht GOttes noch weiter in der Anzeige, wie das Reich GOttes von ihnen genommen, und denen würde gegeben werden, von welchen bessere Früchte zu erwarten wären.
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